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Mobilität ist Teilhabe (MIT)

Im Forschungsprojekt „Mobilität ist Teilhabe“ (DGUV Forschungsförderung, 01.01.2012 – 30.06.2015) stand die Entwicklung eines einheitlichen mobilitäts- und bewegungsorientierten Nachsorgekonzepts zur Verbesserung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit erworbener Querschnittlähmung im Mittelpunkt. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS), den Querschnittgelähmtenzentren der berufsgenossenschaftlichen Kliniken in Hamburg, Halle, Duisburg, Bochum, Frankfurt am Main, Tübingen und Murnau sowie der Klinik Hohe Warte in Bayreuth umgesetzt. Schwerpunkte des Konzepts bildeten der Einsatz des Aktivitätstest zur Mobilität im Rollstuhl (AMR®) als Routinediagnostik in den beteiligten Kliniken sowie der Ausbau eines Netzwerks zwischen der Klinik, den Unfallversicherungsträgern und den sog. Mobilitätslotsen.

Die fünf bundesweit eingesetzten Mobilitätslotsen, ebenfalls Rollstuhlfahrer mit einem großen Erfahrungsschatz im Bereich Bewegung und Sport, übernahmen bei erfasstem Förder- und Informationsbedarf der Versicherten eine Beratung unter Berücksichtigung persönlicher Faktoren, Neigungen und bestehender Beeinträchtigungen (im Bereich Rollstuhlmobilität und Selbstständigkeit).

Zur Evaluation des Konzepts wurde im Zeitraum 01.03.2013 bis 30.06.2015 ein Datensatz von 308 Versicherten mit erworbener Querschnittlähmung (ø Alter: 46,49 Jahre; 92% männlich; 85% Wiederaufnahmen; 76% Paraplegie) erhoben. Er lieferte anhand des AMR®-Tests und eingesetzter Fragebögen folgende Kernergebnisse:

  • 40,3% der Gesamtstichprobe wiesen einen mittleren bis hohen Förderbedarf in der Rollstuhlmobilität auf. 65,6% hielten ein Mobilitätstraining nach Klinikentlassung für sinnvoll. Die meisten Schwierigkeiten im Alltag bereiteten das Fahren auf den Hinterrädern und das Überwinden von Hindernissen, Steigungen und Treppen.
  • Über 60% der Befragten, vor allem Frischverletzte, wünschten sich eine Beratung zu Mobilitäts- und Bewegungsangeboten in Wohnortnähe durch einen Mobilitätslotsen. Neben allgemeinem Mobilitätstraining waren Tischtennis, Fitness/Gymnastik, Bogenschießen, Handbike, Schwimmen und Basketball die gefragtesten Angebote.
  • Die Kontaktaufnahme der Mobilitätslotsen zu den Versicherten mit Beratungswunsch war in 87,5% der Fälle erfolgreich (Dauer: ø 58 Tage, Umfang: ø 3 Kontaktaufnahmen).
  • 94,5% der Teilnehmenden der Abschlussbefragung bewerteten das Konzept des Mobilitätslotsen als sinnvoll. 93,3% waren mit den empfohlenen Angeboten zufrieden.
  • 27,4% der Versicherten nahmen in Folge der Beratung regelmäßig, 13,7% der Befragten unregelmäßig an den vorgeschlagenen Angeboten teil und 28,8% möchten zukünftig im Rahmen der beratenen Angebote aktiv werden.
  • Versicherte, die aktiv in Beruf, Freizeit und Sport waren, hatten eine höhere Rollstuhlmobilität und beurteilten ihre physische und psychische Lebensqualität besser.

 

Nach Überprüfung und Optimierung wird für die zukünftige praktische Umsetzung folgendes mobilitäts- und bewegungsorientierte Nachsorgekonzept empfohlen:

  • In der Klinik wird mittels AMR®-Test und Kurzfragebogen der Förder- und Beratungsbedarf des Versicherten bzgl. Mobilität, Bewegung und Sport in der Sporttherapie ermittelt.
  • An jede Klinik wird ein Mobilitätslotse (idealerweise ebenfalls Rollstuhlfahrer, Peer-Konzept) gekoppelt, der die Beratung möglichst frühzeitig übernimmt (ggf. bereits in der Klinik).
  • Die Informationen zum Mobilitätsstand und Beratungsbedarf werden bei Einwilligung des Versicherten an den Versicherungsträger weitergeleitet. Dies geschieht in erster Linie zur Information und als Grundlage für das Gespräch mit dem Versicherten.
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